Plug and Charge: Die Zukunft des Ladens
Du fährst mit deinem E-Auto zur öffentlichen Ladestation, steckst das Ladekabel ein und das war's! Schon startet der Ladevorgang. Kein umständliches Scannen von QR-Codes, kein Herunterladen verschiedener Lade-Apps, keine Ladekarten von x Anbietern und die Kreditkarte kann auch in der Tasche bleiben. Klingt für die einen oder anderen wie eine Szene aus "Zurück in die Zukunft"? Ist es aber nicht! Denn mit Plug and Charge wird das Laden und Bezahlen an öffentlichen Ladestationen deutlich einfacher, schneller und vor allem stressfreier.
In diesem Artikel erklären wir dir, wie Plug and Charge funktioniert, was dahintersteckt und wie es das Laden von E-Autos auf eine ganz neue Ebene bringt.
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Was ist Plug and Charge?
Plug and Charge ist eine Technologie, die das Laden deines Elektroautos fast so einfach macht wie das Laden deines Smartphones. Naja, fast. Sobald du dein E-Auto an eine kompatible Ladestation angeschlossen hast, kommunizieren die Ladestation und das Fahrzeug miteinander.
Wichtig dabei ist, dass nicht nur die Ladesäule Plug and Charge fähig sein muss, sondern auch das Auto selbst. Dies ist übrigens bei vielen neuen E-Automodellen der Fall, aber auch bei älteren, die über relevante Software-Updates versorgt wurden, kann diese Ladefunktion aktiviert werden.
Sind dein E-Auto und die ausgewählte Ladestation PnC-fähig, bedeutet das, dass keine Authentifizierung über eine App, Ladekarte oder QR-Code mehr nötig ist, um den Ladevorgang zu starten.
Bisher gibt es leider kein einheitliches Konzept und das ist für viele Leute frustrierend. Je nach Betreiber und teilweise pro Ladung musst du per App, per Kreditkarte oder QR-Code zahlen. All diese verschiedenen Bezahlmethoden schlagen auf die Gemüter und machen den Umstieg auf ein E-Auto für den einen oder anderen unattraktiv. Mit der Plug and Charge Technologie löst sich diese Problematik aber in Zukunft auf. Du steckst dein Auto nur noch ein und es lädt. Und die Abrechnung, tja, die erfolgt im Hintergrund ganz automatisch, basierend auf dem von dir abgeschlossenen Ladestromvertrag.
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Herausforderungen, die es zu überwinden gab
Plug and Charge hört sich nach einem einfachen Verfahren an, doch der Teufel steckt im Detail. Bei der Umsetzung der Technologie gab es einige Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Hier die wohl größten Herausforderungen, die mittlerweile aber überwunden wurden:
Standardisierung und Interoperabilität
Herausforderung: Damit Plug and Charge tatsächlich zu dem Ladeerlebnis führt, das es verspricht, bedarf es einer hohen Interoperabilität zwischen Ladestationen und Elektroautos. Unterschiedliche Autohersteller und Ladestationen verwendeten bisher verschiedene Systeme und Kommunikationsprotokolle.
Lösung: Dank ISO 15118 Standards gibt es jetzt eine gemeinsame Grundlage. Dieser internationale Standard legt fest, wie die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladestation abläuft und definiert Sicherheitsmechanismen. Eine hohe Interoperabilität und Cybersicherheit ist damit gewährleisten.
Sicherheit und Datenschutz
Herausforderung: Beim Laden deines Elektroautos werden im Hintergrund höchst sensible Daten wie zum Beispiel deine Zahlungsinformation und Identität ausgetauscht. Hier müssen also hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden, denn bei zunehmender Cyberkriminalität ist auch ein deutlich höheres Maß an Cybersicherheit und Datenschutzvorkehrungen notwendig.
Lösung: Plug and Charge gemäß ISO 15118 enthält mehrere Sicherheitsvorkehrungen, wie z. B. die verschlüsselte Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladestation und die Nutzung digitaler Zertifikate. Diese Zertifikate werden von einer Zertifizierungsstelle (Certificate Authority; kurz CA) innerhalb einer Public-Key-Infrastuktur (PKI) herausgegeben und ermöglicht es, digitale Zertifikate sicher zu verwalten, um die Datenauthentizität und -integrität zu gewährleisten.
Weitere Hürden, die es zu überwinden galt, die aber mittlerweile großteils überwunden wurden:
Zertifkatsmanagement (z.B. permanente Aktualisierung der Gültigkeitszertifikate)
Kompatibilität mit diversen Zahlungssystemen
Kosten und Ausbau der Infrastruktur (P&C-Ladenetzwerk wächst stetig)
Was ist ISO 15188?
ISO 15118 ist ein internationaler Standard für die bidirektionale Kommunikation zwischen einem Elektrofahrzeug und einer Ladestation. Dank ISO 15118 kannst du Plug and Charge an Ladesäulen unterschiedlichster Anbieter nutzen.
Keine Sorge! Alle Daten werden nach modernsten Sicherheitsstandards entsprechend der Norm ISO 15118 übertragen, sodass niemand unberechtigt auf deine Ladedaten zugreifen kann. Digitale Zertifikate sorgen für eine verschlüsselte und sichere Kommunikation. Jedes Fahrzeug bekommt einen digitalen Fingerabdruck, genauer gesagt ein sogenanntes OEM Provisioning Zertifikat, also eine Art von Fahrzeug-ID, mit der es sich automatisch an der Plug&Charge-fähigen Ladestation ausweist. Auch der Ladestromvertrag ist im Fahrzeug digital hinterlegt.
Sobald du also dein E-Auto über den Stecker mit der Ladestation verbunden hast, entschlüsselt die Ladestation alle für die Authentifizierung relevanten Informationen, wie zum Beispiel deine Fahrzeug-ID und den hinterlegten Ladestromvertrag. Diese Daten werden dann zur Autorisierung und Freischaltung des Ladepunkts an das Backend übermittelt. Ist die Authentifizierung erfolgreich, startet der Ladevorgang. Abgerechnet wird dann automatisch über den Vertrag, den du vorab bei deinem Mobilitätsdienstleister abgeschlossen hast.
Verwendet Tesla Plug and Charge?
Teslafahrer, die diesen Artikel lesen, werden jetzt vielleicht denken: "So ein Unsinn! Für Teslafahrer ist das nichts Neues. Wir verwenden diese Technologie schon seit Jahren."
Das ist nicht ganz richtig. Denn die Technologie, die Tesla verwendet, heißt Autocharge. Für Nutzer scheint es von außen gesehen die gleiche Technologie zu sein, im Hintergrund laufen aber ganz andere Prozesse ab. Schauen wir uns die Unterschiede genauer an.
Was ist Autocharge?
Autocharge ist eine Technologie, die, wie eben erwähnt, zum Beispiel auch an Tesla-Ladestationen zum Einsatz kommt. Sie unterliegt nicht der ISO-Norm. Die Identifizierung des Elektroautos funktioniert nicht über digitale Zertifikate, sondern über eine Hardware-Adresse des Netzwerkadapters, eine sogenannte Mac-Adresse, die von Fahrzeugherstellern, wie beispielsweise Tesla, vergeben wird. Diese Mac-Adresse birgt ein gewisses Datenschutz- und Manipulationsrisiko für Nutzer, da man die Nummer im Backend einem Abrechnungsvertrag zuweisen kann und kaum Sicherheitsmechanismen vorhanden sind.
Im Gegensatz zu Autocharge erfüllt Plug and Charge dank eines komplexen Rückversicherungssystems hohe Sicherheitsanforderungen, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Fahrzeuge geladen und abgerechnet werden können.
Autocharge dient aktuell eher als Übergangslösung für die Ladeinfrastruktur, da sich die Einführung von Plug and Charge aufgrund der komplexen Sicherheitsmechanismen und der damit zusammenhängenden Diskussionen in der Branche noch etwas hinzieht. Die Plug and Charge-Technologie wird sich als automatisierte Lade- und Bezahlmethode in Zukunft jedoch höchstwahrscheinlich als Standard durchsetzen, da sie deutlich mehr IT-Sicherheit und somit Sicherheit für die Nutzer bietet.


Ronald Kroke - Head of Marketing bei go-ePlug&Charge ist ein echter Komfortgewinn
An den öffentlich zugänglichen go-e Chargern am Firmenstandort authentifiziere ich mich als Fahrer eines Hyundai IONIQ 5 aktuell per RFID-Karte und an öffentlichen Ladestationen meist per App. Kein großer Aufwand, aber eben doch ein paar Handgriffe mehr, als am Tesla Supercharger. Daher ist Plug and Charge aus meiner Sicht ein echter Komfortgewinn und das mit einem deutlich höherem Maß an Cybersicherheit und Datenschutzvorkehrungen im Vergleich zu Autocharge. So richtig spannend wäre es in Zukunft, wenn durch Plug and Charge an einer öffentlichen Ladestation automatisch auch noch der für mich günstigste Ladetarif ausgewählt würde.
Wie wird Plug and Charge implementiert?
Plug and Charge wird entweder über eine zentrale Cloud-Lösung oder direkt über das Elektroauto implementiert.
- Bei der Kommunikation direkt über das E-Auto ist das digitale Zertifikat, das für die Authentifizierung nötig ist, im Fahrzeug hinterlegt. Dein Elektroauto kommuniziert also direkt mit der Ladestation und alle relevanten Daten werden ausgetauscht.
- Funktioniert Plug and Charge über eine Cloud-Lösung, wird die Identifizierung und Abrechnung über eine zentrale Datenbank abgewickelt. Die Ladestation kommuniziert mit dieser Datenbank, die bestätigt, dass das Fahrzeug zum Laden berechtigt ist.
Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Die direkte Kommunikation mit dem E-Auto ist oft schneller, während die Cloud-Lösung flexibler und vielseitiger ist, vor allem, wenn man verschiedene Ladestationen nutzt, die von unterschiedlichen Anbietern betrieben werden.
Welche öffentlichen Ladestationen unterstützen Plug and Charge?
Ladestationen wie zum Beispiel IONITY oder Aral Pulse Ultra-Schnellladestationen unterstützen Plug and Charge. Die Anzahl der PnC-fähigen öffentlichen Ladepunkte steigt jedoch laufend, insbesondere in Deutschland. Vor allem die Betreiber von Schnellladestationen entlang von Autobahnen forcieren den Ausbau.
Woran erkennt man Plug and Charge fähige Ladestationen?
Plug and Charge-fähige Ladestationen erkennt man daran, dass sie über einen aufgeklebten PnC-Sticker verfügen. Ob die nächste Ladestation Plug and Charge unterstützt, kannst du auf dem Navi-Screen deines Elektroauto sehen.
Welche Wallboxen unterstützen Plug and Charge?
Hier eine Liste von Wallbox-Modellen, die Plug and Charge Technologie unterstützen und hardwareseitig Plug and Charge ready sind:
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ABL eM4
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innogy eBox Professional Wallbox
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DaheimLader Touch
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Amperfied Heidelberg Connect Business
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Elli Charger PRO
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Mennekes AMTRON® Professional
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Webasto Live
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Webasto Next LU
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Walther Werke smartEVO 11
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TechniColt 1100 Smart
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Juice Charger me
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Keba x-series
Der go-e Charger PRO, der im Oktober 2024 neu auf dem Markt eingeführt wurde, ist beispielsweise für die Technologie gemäß ISO 15118 bereits hardwareseitig vorbereitet. Das bedeutet, dass dein E-Auto zukünftig beim Anstecken des Ladekabels an den go-e Charger PRO erkannt wird, sich selbst autorisiert und zu laden beginnt. Hast du die Wallbox also draußen vor dem Haus hängen oder in einer Tiefgarage, wirst du keinen RFID-Chip mehr benötigen, um den Ladevorgang zu starten und deine Wallbox gegen nicht autorisierte Verwendung zu schützen.


Ronald Kroke - Head of Marketing bei go-eWir möchten mit der PnC-fähigen Wallbox mehr Ladekomfort bieten
Bei Wallboxen wurde der Bedarf für die Authentifizierung und Abrechnung über Plug and Charge bisher vielleicht weniger gesehen, weil diese oft z. B. im privaten Einfamilienhaus zum Einsatz kommen. Aber mit zunehmender Verbreitung von Ladelösungen an Firmenstandorten oder in Mehrfamilienhäusern, wo eine Ladestation mitunter von mehreren Nutzern verwendet wird, birgt Plug and Charge viel Potential für mehr Ladekomfort. Auch aus diesem Grund hat sich go-e entschieden, den go-e Charger PRO dafür hardwareseitig gemäß ISO 15118 vorzubereiten.
Welche Elektroautos unterstützen Plug and Charge?
Die Liste der Plug and Charge-fähigen Elektroautos wächst zunehmend. Der Audi e-tron, der BMW i5, der Hyundai IONIQ 6 sowie alle VW ID Modelle, deren Softwarestand 3.1 oder höher ist, und viele andere sind bereits Plug and Charge fähig. Hier eine breitere Liste an Elektroautos, die Plug and Charge unterstützen:
Audi e-tron
Audi e-tron Sportback
Audi Q8 e-tron
Audi Q8 e-tron Sportback
Ford Mustang Mach-E
Lucid Air (ab Ende 2022)
Mercedes EQE
Mercedes EQS
Mercedes EQS SUV
Porsche Taycan
Porsche Taycan Cross Turismo
Porsche Taycan Sport Turismo
Škoda Enyaq iV
Škoda Enyaq Coupé iV
Smart EQ ForTwo
VW ID.3
VW ID.4
VW ID.5
VW ID.Buzz
Zusammenfassung: Ist Plug and Charge die Zukunft?
Ja, Plug and Charge ist die Zukunft und wird bereits in vielen Elektroautos und Ladestationen integriert. Die Technologie ist nicht nur komfortabel und sicher, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer vollautomatisierten E-Mobilitätswelt. Denn je einfacher und reibungsloser das Laden von E-Autos wird, desto mehr Menschen werden den Umstieg auf Elektrofahrzeuge in Erwägung ziehen. In den kommenden Jahren wird sie vermutlich zur Standardausstattung gehören.